Als Präsidentin des Gewerbevereins Seefeld habe ich gespannt auf den von der Stadt Zürich angekündigten Bericht «Handel im Wandel» gewartet. Ankündigt als Studie, welche die Frage beantworten sollte, wie wir in Zukunft einkaufen und was dies für die Stadt Zürich bedeutet. Natürlich betrifft das auch die Mitglieder des Gewerbevereins Seefeld.

Die veröffentlichte Studie hat einen Umfang von 68 Seiten. Sie ist offenbar in aufwändiger, einjähriger Arbeit in der Abteilung «Stadtentwicklung» entstanden. Es wurden Interviews geführt, Workshops und eine Roundtable-Diskussion mit vielen Beteiligten abgehalten. Die Studie zählt fünf Szenarien auf, wie sich der Detailhandel entwickeln könnte. Ich habe mich sogleich auf das wichtigste stürzen wollen, nämlich die konkreten Handlungsanweisungen, welche der Stadtrat aus diesem umfangreichen Werk für seine Arbeit ableiten kann. Doch diese findet man nirgends.

Die Studie hat mich einerseits erschreckt und zweifach enttäuscht. Erschrocken bin ich darüber, dass dieses grosse und teure Werk keinerlei konkrete Handlungsanweisungen enthält für die Arbeit des Stadtrates. Der Stadtrat leistet sich also Arbeit wie eine Denkfabrik? Ideen generieren, diskutieren und weiterentwickeln. Das erscheint mir ein teurer Spass zu sein.

In der Einleitung hält die Direktorin der Stadtentwicklung richtigerweise fest, dass Onlineshopping und Einkaufstourismus verantwortlich sind für die grossen Umsatzeinbrüche beim Detailhandel. Natürlich ist die Entwicklung des Detailhandels wichtig für die Stadt. Der fortschreitende Verlust von Traditionsgeschäften oder Leerstände in der Innenstadt und in Quartieren wäre eine Entwicklung, die wir nicht wünschen. Es ist deshalb richtig, dass der Stadtrat hinschaut und die Entwicklung beobachtet. Wichtig erscheint mir, dass man dann die richtigen Schlüsse zieht und diese umsetzt.

Enttäuscht war ich einerseits darüber, dass die Studie über weite Strecken theoretisch daherkommt, wie eine Seminararbeit an der Uni. Die zweite Enttäuschung, und das ist vielleicht gar nicht überraschend, fand ich unter «Denkanstösse für die weitere Diskussion»: Die öffentliche Hand könne gute Voraussetzungen für den lebendigen Detailhandel schaffen, indem sie den Fuss-, Velo- und öffentlichen Verkehr fördert. Das rot-grüne Parteiprogramm also. Den Eisenwarenhändler, der verschiedene Grillmodelle verkauft; das Haushaltsgeschäft, welches Kaffeemaschinen und Luftbefeuchter anbietet, oder die Gärtnerei, welche Pflanzen für Terrasse und Balkon verkauft, hat man schon abgeschrieben. Denn dort würde der Kunde auch gerne mit dem Auto vorfahren. Diese Angebote werden wir wohl über kurz oder lang nur noch an den Stadträndern und in der Agglomeration finden.

Die teure Studie soll Denkanstösse für die weitere Diskussion liefern. Ich wünschte mir mehr Augenmass: Die Stadtverwaltung sollte kein Think-Tank sein! Natürlich soll der Stadtrat die Entwicklung des Detailhandels und dessen Bedürfnisse kennen. Er soll die Rahmenbedingung für das Gewerbe richtig setzen. Den Wandel erkennen und sich anpassen müssen aber sowieso die Detailhändler selber.