Nach dem Angriff der Grünen auf die Flugshow und das Feuerwerk des Züri Fäscht hat die Partei ein neues Angriffsziel für ihre Klimapolitik ins Visier genommen: Das Zurich Film Festival. Das verwundert. Denn Kulturpolitik und Kulturförderung aller Art waren bisher Steckenpferde der links-grünen Mehrheit im Stadtparlament. Und Ökologie und Nachhaltigkeit sind beim Zurich Film Festival bereits jetzt ein grosses Thema: Die Treibhausgasemissionen des Festivals, verursacht zum Beispiel durch Flüge, werden vollständig durch Klimaprojekte kompensiert. Die Filmstars werden in der Stadt in elektrischen Fahrzeugen transportiert. Die Mehrheit der Festival-Besucher reist mit dem mit den ÖV an (67 Prozent), 11 Prozent mit dem Velo und 6 Prozent zu Fuss. Nur 14 Prozent der Besucher kommen mit dem Auto. Beim Catering setzt das Festival auf Saisonalität, lokale Partner und Mehrweggeschirr. Alles tipp topp, möchte man meinen. Nicht für die beiden grünen Gemeinderäte Balz Bürgisser und Monika Bätschmann. Sie fordern mit einem Vorstoss, dass das Filmfestival «umwelt- und klimaneutral» durchgeführt werden soll. Das Festival müsse einen Beitrag leisten zur Erreichung der Klimaziele der Stadt Zürich. Was soll denn noch zusätzlich getan werden? Dies fragt sich der geneigte Leser.
Die beiden grünen Gemeinderäte sehen das so: Ihnen ist ein Dorn im Auge, dass eine Analyse der CO2-Emmissionen fehle und dass Filmschaffende aus Europa nach wie vor mit dem Flugzeug anreisen würden. Und die Elektro-Limousinen würden «ungewollt ein Zeichen pro MIV» setzen. Aha. Wird der Vorstoss im Parlament überwiesen, müssen die Filmstars in ihren Roben und Smokings auf dem Velo oder im Tram zum grünen Teppich im Festivalzentrum reisen. Anreisen nach Zürich per Flugzeug wird verboten. Ein Filmfestival mit internationalem Anspruch ist solchen Vorgaben nicht überlebensfähig. Dass dies zu den Zürcher Klimazielen einen vernachlässigbaren Beitrag leistet, ist offenbar unerheblich. Grüne Politik als reine Symbolübung. Kollateralschäden interessieren nicht. Der Vorstoss ist eine Warnung an alle Volksfest- und Event-Organisatoren in der Stadt Zürich. Wen trifft es als nächstes? Die Chilbi am Knabenschiessen oder die Lastwagen an der Street Parade? Für einmal hilft Tradition: Das Sechseläuten mit den Pferden im Umzug scheint – Stand heute – für CO2-Eiferer nicht angreifbar. Vielleicht wäre dies der Ausweg für das Filmfestival? Filmstars werden in Zürich künftig mit Ross und Kutsche herumtransportiert. Willkommen im vorletzten Jahrhundert!
01.11.22/ Susanne Brunner