Es geht um neun Tage im September 2024. Die Nachricht des Stadtrates tönt drastisch: «Tagsüber werden die Quartiere Seefeld, Fluntern, Riesbach, Witikon, Hirslanden und Trichtenhausen für den motorisierten Individualverkehr […] nur teilweise oder gar nicht zugänglich sein.» Was ist los in Zürich? Wird die Initiative «Züri-autofrei» umgesetzt oder findet in einem Viertel der Stadt die Strassensperrung «Brings uf d’Strass» statt? Diese beiden Ansätze kennen wir bereits, um den Autoverkehr in der Stadt auszubremsen. Die temporären Strassensperrungen namens «Brings uf d’Strass» sind in den betroffenen Quartieren bei den Gewerbetreibenden und Gastronomen bestens bekannt: Während der Sommerferien werden Strassen zu Freizeit- und Spielplätzen umgestaltet. Verkehr ist nicht mehr erwünscht. Dass damit sind auch Kunden und Umsatz wegbleiben, ist logische Konsequenz. Trotzdem werden diese temporären Auto-Verbotszonen unsere Stadt im Sommer wiederkehrend bereichern. Die radikale «Züri-autofrei»-Initiative der Juso ist vom Bundesgericht für ungültig erklärt worden. Aber auch sonst streiten wir uns über die Kapazitäten für den Autoverkehr, beispielsweise im Zusammenhang mit Tempo 30 auf den Hauptverkehrsachsen. Was nun ist die Ursache für den «Verkehrs-Lockdown» in Zürich-Ost? Wie könnte es nicht anders sein – es geht ums Velo! Vom 21. bis am 29. September 2024 ist die Stadt Austragungsort der Rad-Strassen-Weltmeisterschaften. Sportwettkämpfe sind beliebt und Weltmeisterschaften eine gute Möglichkeit, die Stadt international zu präsentieren. Soweit, so gut.
Doch einmal mehr zeigt sich, dass der Zürcher Stadtrat nur das Velo im Kopf hat. Die Konsequenzen für Bevölkerung, Gewerbe und Unternehmen hat er schlicht übersehen. Jetzt ist er selber überrascht von den gewichtigen Auswirkungen. An neun Tagen müssen die Strassen von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends gesperrt werden. Dies kommt einer Vollsperrung gleich. Denn welcher Arbeitnehmer wird nun um 4 Uhr morgens ins Büro in der City fahren, und erst um 20 Uhr zurück? Das rechte Seeufer wird von der Stadt abgeschnitten, die Stadtquartiere in Zürich-Ost werden für den Verkehr gesperrt. Einzig der Zugang über die Forch bleibt offen. Dass dies ein Verkehrschaos auslösen wird, muss nicht lange erklärt werden. Einige Autopendler können noch auf die S-Bahn und die Forchbahn umsteigen. Doch auch die Kapazitäten des ÖV sind begrenzt. Sollen nun die betroffenen Betriebe gleich neun Tage schliessen oder ihre Mitarbeiter ins Home-office schicken? Dass dies keine Lösungen sind, ist offensichtlich. Im Gemeinderat werde ich zusammen mit Verbündeten versuchen, für den geplanten 9-Tages-Verkehrslockdown Verbesserungen zu erwirken. Zynisch ist der Rat der Verkehrsverantwortlichen an die Autopendler: «Sie können auch das Velo nehmen».