Nemo ist Künstler. Er hat mit einem starken Auftritt und einem guten Song den ESC gewonnen. Seither diskutiert die Schweiz die Einführung eines dritten Geschlechts. Nemo will seinen Erfolg geschickt politisch ausschlachten: Seine Kampagne läuft, u.a. will er Bundesrat Jans treffen.
Ein Steilpass ist Nemos Erfolg für Politiker des links-grünen Spektrums. Sie wiederholen ihre Forderung nach der Einführung eines dritten Geschlechts. So wie Nationalrätin Trede der Grünen. Sie fordert, das dritte Geschlecht «soll offen für alle sein, die sich nicht mit der weiblichen oder männlichen Geschlechtskategorie identifizieren wollen oder können», und weiter, «was stört denn daran, wenn Menschen sich keinem Geschlecht zuordnen können?»
Hier geraten einige Dinge arg durcheinander: Die Einführung eines dritten Geschlechts würde die Biologie ignorieren und uns hinter die Aufklärung zurückführen. Wohlgemerkt, menschliche Zweigeschlechtlichkeit gibt es, wenn auch nur ganz selten. Dieser Tatsache jedoch entspringt nicht die Forderung nach einem amtlichen dritten Geschlecht. Die Forderung kommt von denjenigen, die, wie Nationalrätin Trede sagt, sich nicht mit einem weiblichen oder männlichen Geschlecht identifizieren wollen. Es geht also um ein individuelles Empfinden. Wenn wir anfangen, die Rechtsordnung und damit die unsere Regeln für das Zusammenleben auf individuellem Empfinden aufzubauen, heben wir unsere ganze Rechtsordnung und somit das Funktionieren als Gesellschaft aus den Angeln.
Wenn sich jemand weder als Mann noch als Frau fühlt, und wir dies rechtlich in Gesetzen nachvollziehen, wie wollen wir dann einen Mörder, der sich unschuldig fühlt, gemäss dem Strafgesetzbuch verurteilen und der Gefängnisstrafe zuführen? Oder einem Schüler den Zugang zum Gymi verweigern, obwohl der die Prüfung nicht bestanden hat, er sich aber als geeignet fürs Gymi fühlt? Oder wie mit steuerpflichtigen Personen umgehen, welche die Steuern nicht bezahlen, da sie sich nicht steuerpflichtig fühlen? Diese Beispiele zeigen, dass unsere Rechtsordnung nicht auf dem individuellen Empfinden aufbauen kann. Wenn Gefühle vor Fakten kommen, bewegen wir uns weg vom demokratischen Rechtsstaat hin zu totalitären Lösungen.
Auch die Abschaffung der Geschlechter ist keine Lösung. Dies brächte zwar die Vollendung der rechtlichen Gleichstellung mit der Wehrplicht für auch für Frauen. Dennoch funktioniert das nicht. Denn wie wollen wir künftig miteinander umgehen, und sich alle erst deklarieren müssten? Die Gesellschaft würde zerfallen. Schluss mit der überzogenen Egozentrik und dem Narzissmus derjenigen, die mit «nonbinär», «divers», etc. in der Öffentlichkeit auftreten. Schliesslich sollte Nemo darauf hingewiesen werden, dass er einen Musikwettbewerb gewonnen hat, nicht aber eine Volksabstimmung.