Kolumne im Zürcher Bote, 28.01.22

Als Einwohnerin der Stadt Zürich frage ich mich dieser Tage: Leben und arbeiten in der Stadt Zürich die schlechteren Menschen als im Rest der Schweiz? Wir sind es gewohnt, dass Zürich vorangehen will. Zürich will politische Entwicklungen anstossen, anführen, initiieren. Die linke Stadtregierung geht dafür gerne auch mit dem Kopf durch die Wand und verstösst gegen übergeordnetes Recht, wie die widerrechtliche Einführung der Zürich City-Card oder die wirtschaftliche Basishilfe zeigen. Letzte Woche informierten Stadtpräsidentin Mauch und Stadträtin Rykart über das Meldetool «Zürich schaut hin». «Zürich schaut hin» ist eine Website, wo jedermann mit einigen wenigen Mausklicks sexuelle, homo- oder transfeindliche Belästigungen melden kann. Ganz und gar anonym. So seien in den ersten acht Monaten 900 Einträge gemacht worden. Das zeige, so Rykart, dass das Meldetool einem Bedürfnis entspreche. Die Auswertung der Einträge hat ergeben, dass die Meldungen überwiegend von Frauen gemacht werden, Tatpersonen seien überwiegend Männer. Bemerkenswert sei, dass die Übergriffe häufig tagsüber, während der Woche stattfänden, auf der Strasse und im öffentlichen Verkehr.

Ich habe nachgerechnet: In den ersten acht Monaten sind 3,6 Meldungen pro Tag eingegangen. Nach der Medienmitteilung der Stadt sind es nun sieben Meldungen pro Tag. Je bekannter das Meldetool, desto mehr Einträge werden gemacht. Oder haben da einige einfach Schabernack betrieben? Wer sich das Tool anschaut, sieht schnell, dass völlig unklar ist, was unter dem Titel «Belästigung» gemeldet wird. Sie können einfach farbige Buttons anklicken. Eine unabsichtliche Berührung im Gedränge im ÖV, ein Blick des Gegenübers im Tram – sind dies sexuelle Belästigungen in Zürich? Dabei kann nicht nachgeprüft werden, ob die Meldungen tatsächlich stimmen oder ob Jux-Einträge gemacht werden. Doch das interessiert die Stadtpräsidentin nicht. Sie lässt sich in der Medienmitteilung zitieren: «In Zürich sollen sich alle wohl und sicher fühlen.» Eine Banalität. Nun soll es nicht beim anonymen Pranger bleiben. Weil Zürcherinnen und Zürcher zu oft belästigen, wird das Meldetool in ein Gesamtpaket von Massnahmen eingebunden. Mauch und Rykart kündigen an, im Jahr 2022 Kampagnen, Weiterbildungen und Workshops durchzuführen, welche sensibilisieren und die Zivilcourage stärken. Die Stadt finanziert teure Programme, nota bene ohne jeglichen Grund. Oder glauben Sie, in Zürich seien die schlechteren Menschen zu Hause als in Hinwil, Zug oder Schaffhausen? Daran krankt die Stadt Zürich heute: Links-grün kreiert ein Problem, zu dessen Lösung sie sich berufen fühlen. Jetzt wird das Belästigungs-Mekka Zürich mit Erziehungsprogrammen für die Bevölkerung angegangen.